Silvio Cavuscens, Leiter der Organisation SECOYA – Zusammenarbeit mit dem Volk der Yanomamis, Amazonas

Mit den Wahlen im vergangenen Oktober ist es Brasilien gelungen, den schleichenden Staatsstreich der rechtsextremen Regierung zu unterbrechen. Diese hat in den vergangenen Jahren vor allem an der eigenen Wiederwahl gearbeitet und hat dafür den ganzen Staatsapparat instrumentalisiert. Um diese Perspektive zu verhindern, war die Symbolfigur von Lula extrem wichtig. Es gelang ihm, die demokratischen Kräfte in einer breiten Allianz zu einen. Durch Wahlen ist es also Brasilien gelungen, sich von einer autoritären Regierung zu befreien. Das ist bemerkenswert. Mit Lula öffnet sich die Perspektive, die Rechtsstaatlichkeit zu festigen und die sozialen Rechte der Bevölkerung zu stärken.

Der Regenwald des Amazonas und das indigene Volk der Yanomamis haben in den vergangenen Jahren extrem gelitten. Ihr Land wurde durch illegale Goldgräber besetzt, ihr Lebensraum im Regenwald wurde in einer noch nie gesehenen Dimension zerstört. Leid und Tod haben sich im Volk der Yanomami breit gemacht. Jetzt atmen sie auf. Sie wagen wieder zu hoffen und zählen auf die Unterstützung der neuen Regierung, den Regenwald zu schützen und damit ihren Beitrag zu einer globalen Klimagerechtigkeit leisten zu können.

Doch die Herausforderungen der kommenden Monate sind immens. Das brasilianische Parlament hat sich weiter nach rechts radikalisiert. Die Anhänger Bolsonaros werden immer fanatischer und die Armee lässt sich nicht in die Karten schauen. Es kommen also schwierige Monate auf uns zu. Für uns ist die Offenheit der neuen Regierung für die Fragen des Klimaschutzes, des Regenwaldes und der indigenen Völker von zentraler Bedeutung. In diesen Fragen scheint Lula offener und engagierter zu sein, als er es noch in seinen vergangenen Mandaten war. Brasilien hat in diesem Kontext eine ganz spezifische Rolle. Der Regenwald darf nicht weiter als scheinbar unerschöpfliche Quelle für Gold und andere Mineralien gesehen werden. Der Schutz des Regenwaldes und der indigenen Völker sind wesentliche Bedingungen für zukünftige Lebensperspektiven in Brasilien, die auch global von grosser Bedeutung sind. Es scheint, dass die neue Regierung mit den Organisationen der indigenen Völker zusammenarbeiten möchte. Das gibt uns Hoffnung. Doch wir haben gleichzeitig keine Illusionen. Wir werden unsere Selbstorganisation weiter stärken müssen, damit diese Hoffnungen umgesetzt werden können.

Silvio Cavuscens mit dem SECOYA-Team